Das Morchelauge

Morcheln zu finden ist wohl der Traum von vielen Pilzsammelnden und sozusagen die Champions-League. Aber so einfach ist das leider nicht! Seit vielen Jahren ziehe ich im Frühling regelmässig mit Korb und Messer bewaffnet los. Sorgfältige Vorbereitung ist das A & O. So wird über google maps, youtube, Pilzticker etc. abgeklärt, wo es Flüsse oder Bäche mit Wald gibt, wo Eschen wachsen, wo es kalkhaltigen Boden gibt und vieles mehr. Natürlich ist auch das Wetter entscheidend. Ein warmer Frühlingsregen und ich sehe vor meinem geistigen Auge bereits ganze Felder voller Morcheln. Beim Anblick der richtigen Zeigerpflanzen werde ich dann nervös und scanne akribisch den Boden ab. Irgendwo müssen doch Morcheln sein! Auf Nachfrage bei meinen Pilzfreunden ernte ich nur ein mitleidiges Lächeln. "Weisst du, die Morcheln müssen dich finden, nicht du sie" und "du hast wohl einfach kein Morchelauge" und andere Kommentare muss ich mir anhören. Wie immer gibt natürlich niemand seine geheimen Fundorte preis. Nur schon eine solche Frage zu stellen, grenzt an ein Schwerverbrechen.

Nun, ihr ahnt es bereits, bisher habe ich trotz aller Bemühungen noch keine Morchel gefunden. Der Korb blieb stets leer. Bis jetzt. Am Ostermontag war ich wieder unterwegs mit der ganzen Ausrüstung und als ich auf dem Heimweg war und bereits aufgegeben hatte, sah ich sie - direkt am Wegrand. Ein ganzes Grüppchen von wunderschönen Spitzmorcheln in perfektem Zustand. Die zahlreichen Osterspaziergänger müssen wohl schon seit Tagen daran vorbeigelaufen sein.  Nach meinem Freudentanz musste ich mich zuerst einmal setzen, um diese speziellen Pilze in Ruhe betrachten zu können. Dann folgte das ausgiebige Fotografieren und natürlich habe ich dann auch die schönsten und reifen Exemplare geerntet und eingepackt. Das Essen der gekochten Morcheln war dann aber weitaus das weniger grosse Highlight als das Finden. Vielleicht liegt das aber auch an meinen Kochkünsten...

Nun wollt sicher wissen, wo ich diese gefunden habe. Hier ist mein ultimativer Tipp:  ihr müsst einfach euer Morchelauge nehmen, dann findet ihr selber welche!

Übrigens: gleich daneben, standen viele grosse Fruchtkörper der Frühlingslorchel. Die Lorcheln sind mögliche Verwechslungspartner der Morcheln und giftig. Der Hut bei den Lorcheln ist eher hirnartig gewunden, während er bei den Morcheln wabenartig ist. Frühlingslorcheln enthalten das Gift Gyromitrin, welches sich zwar bei Kochen und beim Trocknen zum grössten Teil verflüchtigt, aber trotzdem sollten diese Lorcheln auf keinen Fall gegessen werden.

Speziell ist der wissenschaftliche Name der Frühlingslorchel, er lautet Gyromitra esculenta, was ja eigentlich soviel heisst, wie essbare Lorchel. 

 

 

 

Factsheet Morcheln

  • Boden/Substrat:  Feuchte, ungedüngte, kalkreiche und humusreiche Böden, Wiesen, Auwälder, Mischwälder, Holzlagerplätze, Streuobstwiesen. Spitzmorcheln wachsen gerne auch auf Rindenmulch. Schneckenhäuser sind ein guter Hinweis auf kalkhaltige Böden 
  • Begleitpflanzen: Schlüsselblumen, Pestwurz, Bärlauch, Buschwindröschen, Aronstab, Esche, Schuppenwurz
  • Lebensweise: Saprobionten
  • Hauptzeit: März - April (zur Zeit der Apfelblüte)
  • Verwechslung: Frühjahrslorchel, Riesenlorchel
  • Sonstiges: Morcheln sind roh giftig, sie enthalten dann Giftstoffe, die zu Durchfall und Erbrechen führen.  Am besten verwendet man Morcheln in getrockneter Form. Zudem vertragen einige Leute Morcheln nicht, sie reagieren mit dem Morchella-Syndrom mit neurologischen Symptomen wie Gleichgewichtsproblemen, Schwindel, Sehstörungen etc. Die ursächlichen Giftstoffe dafür sind nicht bekannt. Man unterscheidet mehrere Arten von Spitzmorcheln und Speisemorcheln. In China werden Spitzmorcheln auf Rindenschnipseln sehr aufwändig kultiviert.
Download
Factsheet Morcheln.pdf
Adobe Acrobat Dokument 342.5 KB

Morchelsuchbild

Trainiere hier dein Morchelauge

Wie viele Morcheln siehst du auf dem Bild?

Für eine Auflösung schreibe einen Kommentar oder sende ein Mail an ines@morchella.ch

Kommentare: 0